Neue Theaterwerkstätten

Standort Hannover, Deutschland Architekt BKSP Fertigstellung 2023

In den neuen Theaterwerkstätten des Hannover Staatstheaters wird die Magie entfaltet, die Theaterstücke so besonders macht. In Handarbeit werden hier riesige Bühnenbilder gebaut. Was als Zweckbau begonnen hat, ist durch das Architekturbüro BKSP zu einem architektonischen Glanzstück geworden. Vergangenes Jahr durfte ich die umfangreiche Fotodokumentation zu dem Projekt erstellen und nehme dich hier mit hinter die Kulissen eines ereignisreichen Shootings.

(Welchen wichtigen Deutschen Architekturpreis dieses Projekt gewonnen hat, erfährst du am Ende des Artikels!)

Architektur der Theaterwerkstätten Hannover

Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die Theaterwerkstätten des Staatstheaters Hannover eine typische Fabrikhalle sind. In einen rechteckigen Grundriss fügen sich um eine zentrale Montagehalle ein Malhalle, Plastikwerkstatt, Dekowerkstatt und Schlosserei ein. Hier werden jedes Jahr 75 Tonnen Stahl, 40.000 Meter Holzlatten und 10.500 Quadratmeter Plattenwerkstoffe zu Bühnenbildern verarbeitet. Dabei legen die 75 Schlosser, Tischler, Dekorateure, Maler und Ingenieure besonderen Wert auf effiziente Abläufe, indirektes Tageslicht für eine gute Ausleuchtung und viel Platz für die riesigen Bühnenbilder.

Die beiden Architekten Michael Ronczka und Thomas Obermann haben das Gebäude jedoch nicht seiner reiner Funktionalität überlassen, sondern den Baukörper selbst zur Theaterbühne gemacht. So wirken die Trapezbleche der Fassade, wie die Vorhänge im Theater, die das Sonnenlicht über den Tag hinweg in verschiedenen Farben reflektieren. Über dutzende Fenster in Übergröße erhalten Passanten einen Einblick hinter die Kulissen des Bühnenbaus und erleben so in vielen Ausschnitten eine ganz reale Aufführung mit den verschiedensten Handwerken als Akteure. Durch einen geräumigen Innenhof gelangt Tageslicht in die angrenzenden Personal- und Büroräume.
Jede der Werkstätten bedarf spezifischer technischer Ausstattungen. So sind hochmoderne CNC Fräsen, Plattensägen und Krananlagen perfekt in den Baukörper integriert. Die Aufputz Verlegung aller Strom-, Luft- und Wasserleitungen sorgt für Industriecharme und eine einfache Wartung der gesamten Anlage.

Architekturfotografie in Hannover

  1. Vorbereitung

Für die Vorbereitung meiner Shootings liebe ich das Programm Milanote. Hier kann ich ein Projekt sehr frei designen und alle wichtigen Informationen zusammentragen. Dazu gehören unter anderem die Anschrift des Objektes, Ansprechpartner vor Ort, Wetterdaten, Sonnenstände, PDFs der Grundrisse und Baupläne und natürlich auch eine Liste mit allen wichtigen Aufnahmen. Da das Programm cloudbasiert arbeitet, habe ich automatisch auch alle Daten auf meinem Smartphone und Tablet und kann sie sorgar mit meinem Kunden teilen.

In einem Zoom Meeting habe ich mit den Architekten von BKSP die Aufnahme genau durchgesprochen. Sie haben mir das Konzept der “Theater-Fassade” erklärt und mir wichtige hinweise zu den Motiven gegeben. So war es den Architekten zum Beispiel sehr wichtig, im Interieur den Materialmix aus Stahlbeton, Ortbeton und Porenbeton zu zeigen. Auch die Themen Transparenz nach innen und außen und die “lebendige” Fassade, die ihre Farbe mit dem Sonnenstand ändert, waren Punkte, um die herum ich meinen Aufnahmeplan strukturierte.

Mit dieser Übersicht kann ich jederzeit flexibel auf neue Gegebenheiten vor Ort reagieren, ohne die wichtigen Motive bei der Aufnahme aus den Augen zu verlieren. Und das war bei diesem Shooting auch nötig!

2. Herausforderungen bei der Aufnahme

Meistens gibt es nur ein sehr kleines Zeitfenster um Architekturaufnahmen zu fotografieren, bevor der Eigentümer die Räume übernimmt. So auch bei diesem Projekt. Die Bauarbeiten waren in den letzten Zügen, als ich gegen 16:00 in Hannover ankam. Bis zum Ende der Woche wurden noch Böden verlegt und gleichzeitig schon die großen Maschinen des Staatstheaters aufgebaut. Ich musste also um die Handwerker herum arbeiten. Vor Ort gab es noch eine kurze Besprechung mit BKSP und dann machte ich mich an einen Scouting Rundgang, um meine finalen Motive zu finden.

In diesen Rundgängen schaue ich, ob mir Probleme in den Kompositionen begegnen. Manchmal funktioniert die Beleuchtung noch nicht, oder es stehen schon Paletten mit der Inneneinrichtung des Kunden in der Mitte des Raumes. Bei diesem Shooting mussten wir einige mobile Kräne verschieben, Gerüststangen verräumen und Baumüll beseitigen, damit den Bilder nichts mehr im Wege steht.

Für den Abend waren nur noch die Außenaufnahmen geplant. Da der Himmel bewölkt war, konzentrierte ich mich auf die besten Perspektiven für die blaue Stunde. Das ist die Zeit nach Sonnenuntergang, wenn es noch nicht ganz dunkel ist. Als ich um 21:00 meine Bilder im Kasten hatte, machte ich noch einen Rundgang über die Baustelle. Es war komplett still. Die großen Fensterscheiben glänzten schwarz durch die Dunkelheit der Nacht und mir kam ein Gedanke auf. “Warum nicht die Nacht für die Aufnahme nutzen?” Zu dieser Uhrzeit steht niemand im Wege und die schwarzen Fensterrahmen mit der schwarzen Nacht und dem hellen Beton ergeben einen interessanten Kontrast. Also legte ich eine spontane Nachtschicht ein und fotografierte das gesamte Interieur in 4h bis 01:00 morgens.

Nach einer kurzen Verschnaufpause stand ich um 05:45 wieder vor der Fassade des Gebäudes, um einige Zeitraffer Aufnahmen vorzubereiten und den Lichtwechsel auf der Fassade zu zeigen. Während eine Kamera selbstständig das Zeitraffer Video aufnahm, lief ich mit der zweiten Kamera einige weitere Perspektiven für Fotos ab. So geht Multi-Tasking! Der Rest des Tages war eng getaktet. In Abhängigkeit vom Sonnenstand durchstreifte ich die Räume, baute meine Zeitraffer-Kamera auf, flog mit der Drohne durch die großen Hallen um Videos aufzunehmen und fotografierte fleißig weiter. Durch die genaue Planung im Vorhinein wusste ich, wann die Sonne im in welchem Raum scheint und wann sie im Zenit das meiste Licht in den Innenhof wirft. Nach einem 12 Stunden Arbeitstag baute ich das Equipment ab und trat die Heimfahrt mit einem Lächeln auf den Lippen an. Wieder einmal eine starke Fotoserie im Kasten, dank guter Vorbereitung und Spontanität vor Ort.

BKSP Architekten - Theaterwerkstätten Staatstheater Hannover

Bildbesprechung

Dieses Bild vom Übergang der Montagehalle zum Malsaal ist eines meiner Lieblingsmotive dieses Shootings. Es war die erste Interieuraufnahme des Tages. Ich war gerade auf dem Weg zum Malsaal, um hier eine große Raumübersicht zu fotografieren, als ich sah, wie eines der Fenster den Baum hinter dem Gebäude wunderschön rahmte. Ich blieb stehen und ließ meinen Blick schweifen. Die Fenster kamen mir plötzlich vor, wie Bilderrahmen, die verschiedene Motive zeigen. Der Durchgang im Inneren des Gebäudes erzeugt dabei noch einen weiteren Rahmen für das Foto und hält den Betrachter im Bild, während die Deckenlichter das Auge des Betrachters direkt auf die Fenster ziehen. Die beiden großen Lüftungsrohre erinnern an Düsen eines Raumschiffes und geben dem Bild noch mehr Informationen über die Raumausstattung.

Ich positionierte meine Kamera in einer Zentralperspektive so, dass der Baum im Hintergrund perfekt durch das Fenster gerahmt wird. Gleichzeitig hielt ich zu beiden Seiten des Durchgangs den gleichen Abstand, um eine Symmetrie im Bild zu erzeugen. Um den gesamten Durchgang zu zeigen, shiftete ich mein Objekt nach oben. Das ist dadurch erkennbar, dass der Horizont nicht in der Mitte des Bildes liegt, sondern am unteren Drittel. Um die Reflexionen der Fenster im glänzenden Parkettboden zu minimieren, nutzte ich einen Polfilter.

In der Bildbearbeitung war dann kaum noch etwas zu tun. Die Originalaufnahme war etwas dunkler, damit die Fenster nicht weiß ausbrennen. Also habe ich die Schatten aufgehellt und die Farben im Bild etwas ausbalanciert und ein Kabel wegretuschiert, das noch nicht gekürzt war. Und schon sind wir bei der finalen Aufnahme.

Bedeutung für die Architekturwelt

BKSP Architekten haben bewiesen, dass eine Werkstatt nicht zwingend ein anonymer Metallkasten sein muss, wie wir ihn alle paar Kilometer an der Autobahn an uns vorbeiziehen sehen. Auch mit begrenzten Mitteln kann Architektur entstehen, die sowohl für den Eigentümer, als auch für die Mitarbeiter und die Bevölkerung Freude und Neugierde auslöst. Die neuen Theaterwerkstätten in Hannover sind ein Bühnenbild, dass zum Hineinschauen einlädt um zu sehen, wie Bühnenbilder entstehen. Dabei folgt die Form trotzdem der Funktion und orientiert sich an den Bedürfnissen ihrer Nutzer.

Vielleicht ist das der Grund, weshalb das Projekt beim BDA Preis Niedersachsen 2023 eine Auszeichnung erhalten hat. Ich freue mich sehr, dass ich das Team um Herrn Ronczka und Herrn Obermann begleiten durfte und dass sie mir das Vertrauen entgegen gebracht haben, dieses Gebäude mit meinen eigenen Augen zu interpretieren und zu fotografieren.

Ausrüstung

Kamera

1. Objektiv

2. Objektiv

3. Objektiv

Stativ

Drohne

Software

Canon EOS R5, Canon EOS R

Canon TS-E 24mm f/3.5L II

Venus Optics Laowa 15mm f/4.5 Zero-D Shift

Canon RF 24-105 mm F/4 L IS USM

Gitzo GT5563GS

DJI Mini 3 Pro

Capture One, Adobe Photoshop CC

Albrecht Voss Architekturfotograf in den Alpen

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